Der halbautomatische Plattenspieler DD-30 wurde vermutlich in den Jahren 1976/77 produziert, wobei genaue Produktionsdaten derzeit nicht bestätigt werden können. Das Gehäuse mit den Maßen 456 mm x 375 mm x 149 mm ist mit Subchassis System integriert , das für eine stabile und vibrationsarme Laufumgebung sorgt. Das Gesamtgewicht des Geräts beträgt 7,5 kg, was auf eine robuste Bauweise schließen lässt.
Die Konstruktion des DD-30 ist durchdacht und qualitativ hochwertig umgesetzt, insbesondere im Vergleich zu ähnlichen Modellen der Serie DD-20 und 30 , wobei die optische Ähnlichkeit hier deutlich wird. Das Subchassis-System dient dazu, Schwingungen zu minimieren und die Tonqualität zu verbessern, indem es die Schwingungen des Plattentellers vom Gehäuse isoliert.
Der Verkaufspreis lag auf dem japanischen Heimatmarkt bei 55.000 JPY, während in Deutschland musste man etwa 750 DM bezahlen. Diese technischen und preislichen Daten spiegeln die Position des DD-30 als hochwertiges, langlebiges Gerät in der damaligen Micro Seiki mittlere Etage Segment wider.
Die Konstruktion ist mit einem MC-924 DC-Motor ausgestattet, der über ein relativ hohes Drehmoment verfügt und eine erstaunlich stabile Laufleistung für diese Preisklasse bietet. Der Motor wurde von der Firma JVC Victor hergestellt. Der verwendete Plattenteller ist als Druckguss aus Aluminium gefertigt und wiegt 1500 Gramm. Am Rand befindet sich ein perforierter Ring, der als Stroboskopskala dient. Eine ähnliche Lösung verwendete das Unternehmen Micro erfolgreich in der Serie DD-20 sowie beispielsweise im Plattenspieler Micro DD-35.
Wie bereits oben erwähnt, ist der Plattenspieler eine halbautomatische Konstruktion, ausgestattet mit einem elektrischen Lift , der durch einen Sensor gesteuert wird, der den „Halleffekt“ nutzt (Funktionsprinzip dieses Sensors wurde im Kapitel über den Plattenspieler beschrieben: Micro-DQ Serie DQ-43) . Diese Lösung war meiner Meinung nach zu ihrer Zeit sehr innovativ, wenn es um Plattenspieler geht. Sie hat aber die Zeitprobe jedoch nicht überstanden und stellt heute eher eine Art technische Kuriosität dar, die in der Praxis die Parameter dieses Geräts nicht unbedingt positiv beeinflusst. Die Füße des Plattenspielers (sehen äußerlich dem Modell MSB-1 ähnlich) sind aus Kunststoff gefertigt, verfügen über eine Höhenverstellfunktion und entsprechen in ihrer Ausführung dem Niveau, das bei ähnlichen Konstruktionen beobachtet wird.
Aus Sammlersicht ist der Micro DD-30 ein sehr interessanter Plattenspieler. Besonders zwei Aspekte haben meine Aufmerksamkeit erregt. Ich meine damit die Konstruktion des Subchassis sowie den im Plattenspieler verwendeten dynamisch ausbalancierten 9-Zoll-Tonarm, den ich vorläufig als MA-30 bezeichnen werde . Der Plattenteller zusammen mit dem Motor und der Basis des Tonarms sind auf einer gemeinsamen Metallresonanzplatte montiert, die zusätzlich durch vier Federn gedämpft wird. Diese Lösung sorgt für eine recht gute Isolierung des Tonarms von äußeren Vibrationen, was wiederum einen erheblichen Einfluss auf die korrekte Funktion des Tonarms hat.
Das speziell ausgewählte Kunststoffmaterial, aus dem das äußere Gehäuse des Plattenspielers hergestellt ist, enthält eine relativ hohe Menge an Metallpulvern, was die Dichte des Materials erhöht und eine effektive Dämpfung von Resonanzen gewährleistet.
Der Tonarm dieses Plattenspielers weckt meiner Meinung nach die meisten Emotionen. Auf den ersten Blick, zumindest wenn es um mich geht, sieht man die gewisse Ähnlichkeiten mit dem Micro MA-505 Tonarm. Der Tonarmrohr hat aber eine andere Geometrie, der Gegengewichtsstift und das Gewicht sind ebenfalls sehr ähnlich, das Kupplungssystem und die Aufhängung der Liftmechanik sind praktisch identisch. Leider enden die Ähnlichkeiten jedoch hier.
Der Tonarm ist dynamisch ausbalanciert, wobei die Antiskating-Funktion auf einer Federmechanik basiert und kein laterales Gegengewicht verwendet wird. Das Gegengewicht , das trotz seiner Ähnlichkeit mit den Gegengewichten des MA-505 ist, weist jedoch abweichende Gewicht und Ausmaß .
Der Tonarm MA-30 ist im Vergleich zum MA-505 kürzer, was sich in den folgenden Maßen widerspiegelt:
Durch die kürzere Bauweise des MA-30 ergibt sich eine abweichende Geometrie, was Einfluss auf die Abtastung und das Klangbild haben kann.
- Gesamtlänge: MA-505 ist 322 mm MA-30 ist 298 mm
- Effektive Länge: MA-505 hat 237 mm MA-30 hat 222 mm
- Kröpfungswinkel: MA-505 beträgt 21,50° MA-30 liegt bei 22,25°
- Überhang: Beide Modelle haben einen Überhang von 15 mm
Der Micro Seiki DD-30 ist ein sehr robuster und gut durchdachter Plattenspieler. In seiner Klasse gilt er als eines der Top-Modelle, und ich halte ihn für besser als den DD-35. Seine Bauweise, Verarbeitung und die technischen Eigenschaften sorgen für eine höhere Qualität und eine bessere Leistung im Vergleich zu den benachbarten Modellen.
Der MA-30-Tonarm ist im Vergleich zum MA-505 weniger aufwendig gebaut. Allerdings handelt es sich um eine völlig andere Konstruktion, was bedeutet, dass man den MA-30 nicht einfach als eine abgespeckte Version des MA-505 ansehen kann. Die Unterschiede in Bauweise und Technik sind so groß, dass er eher eine eigenständige Konstruktion darstellt, die unterschiedliche Eigenschaften und Einsatzmöglichkeiten bietet.
